19. Sep 2025
Eine neue Studie zeigt: Energetische Sanierungen, die durch Förderprogramme ausgelöst werden, rechnen sich. Mit jedem Förderfranken wird ein volkswirtschaftlicher Nutzen von mehr als einem Franken erzielt. Somit liefert die Studie eine wichtige Ergänzung für die laufenden Diskussionen um Kürzungen beim Gebäudeprogramm.
Seit 2010 unterstützt das Gebäudeprogramm von Bund und Kantonen energetische Sanierungen mit dem Ziel, den Treibhausgasausstoss im Gebäudebereich zu senken und die Energieeffizienz zu steigern. Die Studie untersucht das Förderinstrument hinsichtlich seiner volkswirtschaftlichen Auswirkungen.
Die Ergebnisse zeigen: Das Gebäudeprogramm stärkt die Wertschöpfung, schafft Arbeitsplätze, reduziert Umweltkosten, generiert Steuereinnahmen und dämpft die Zunahme des Winterstromverbrauchs.
Alles in Allem wurde durch die geförderten Massnahmen zur Gebäudehüllensanierung und zum Heizungsersatz eine zusätzliche jährliche Bruttowertschöpfung von 535 Mio. CHF erzielt, wovon 250 Mio. CHF auf die Baubranche entfallen. Gleichzeitig wurden über 3’700 Vollzeitstellen (VZÄ) geschaffen. Die Mehrheit davon entfiel ebenfalls in der Baubranche. Die vermiedenen Umweltkosten durch reduzierte Treibhausgas- und Feinstaubemissionen belaufen sich auf rund 1,8 Mrd. CHF. Dabei fallen mit 1,2 Mrd. CHF vor allem die durch den Heizungsersatz eingesparten Treibhausgasemissionen ins Gewicht.
«Die Ergebnisse bestätigen, was wir in der Praxis seit Jahren beobachten. Das Gebäudeprogramm ist ein starker Hebel für die lokale Wertschöpfung und Beschäftigung.»
– Cristina Schaffner, Direktorin Bauenschweiz
Hinzu kommt, dass das Gebäudeprogramm rund 64 Mio. CHF an zusätzlichen Steuereinnahmen generiert. Mit zusätzlichen 33 Mio. CHF ist in diesem Zusammenhang die Einkommenssteuer hervorzuheben.
Der Ersatz von Öl- und Gasheizungen führt zu zusätzlichem Stromverbrauch im Winter. Diese Studie zeigt, dass dank der Förderung im Bereich Gebäudehülle dieser Anstieg halbiert werden kann.
Wird diese Wirkung den Ausgaben im selben Zeitraum gegenübergestellt, so ergibt sich das folgende Bild: Pro investiertem Förderfranken entstehen 1.70 CHF Bruttowertschöpfung, 0.20 CHF Steuereinnahmen und 5.60 CHF eingesparte Umweltkosten. Eine detaillierte Ansicht zum Einfluss verschiedener Mitnahmeeffekte zeigt Abbildung 1.
Abbildung 1: Wirkung pro Förderfranken in Franken (x-Achse), für die untersuchten Dimensionen separat ausgewiesen (y-Achse), abzüglich verschiedener Mitnahmeeffekte (0 Prozent, 25 Prozent, 50 Prozent und 75 Prozent).
Mitnahmeeffekte geben an, wie hoch der Anteil geförderter Massnahmen ist, die auch ohne Förderung umgesetzt worden wären. Ein Mitnahmeeffekt von 50 Prozent bedeutet, dass die Hälfte der Sanierungen auch ohne finanzielle Förderung durch das Gebäudeprogramm umgesetzt worden wären.
Um die Auswirkungen der Mitnahmeeffekte auf die Ergebnisse angemessen zu berücksichtigen, wurden die ökonomischen Effekte zunächst ohne Mitnahmeeffekte berechnet und anschliessend unter Berücksichtigung eines fiktiven Mitnahmeeffektes in Höhe von 25, 50 und 75 Prozent ausgewiesen.
«Die Studie zeigt, dass jeder investierte Förderfranken nicht nur die Energiewende vorantreibt, sondern auch einen klaren volkswirtschaftlichen Mehrwert schafft. Selbst unter Annahmen unrealistisch hoher Mitnahmeeffekte bleibt dieser bestehen.»
– Stefan Batzli, Geschäftsführer aeesuisse
Im Rahmen des sogenannten Entlastungspakets 2027 plant der Bundesrat, die Bundesgelder für das Gebäudeprogramm (389 Mio. pro Jahr) zu streichen. Vor diesem Hintergrund liefert die Studie eine wichtige Grundlage für eine vollständige Kosten-Nutzen-Abwägung des Gebäudeprogramms.
Die Ergebnisse legen nahe, dass die geplanten Kürzungen die Volkswirtschaft bremsen, Arbeitsplätze vernichten, zu hohen Umweltkosten führen und Steuerausfälle nach sich ziehen würden.
Die Studie wurde von EBP im Auftrag von EIT.swiss, Gebäudehülle Schweiz, Konferenz kantonaler Energiefachstellen, Raiffeisen Schweiz, Thurgauer Kantonalbank und WWF Schweiz durchgeführt.
Die Studie basiert auf einem umfassenden volkswirtschaftlichen Impact-Modell, das direkte und indirekte Effekte entlang der gesamten Wertschöpfungskette berücksichtigt. Analysiert wurden Investitionen in die Gebäudehülle und den Heizungsersatz und deren Auswirkungen auf die Bruttowertschöpfung, die Beschäftigung und die Steuereinnahmen. Zusätzlich wurden vermiedene Umweltkosten durch CO₂- und Feinstaubemissionen monetarisiert und in die Gesamtbetrachtung integriert.
Für die Berechnung der volkswirtschaftlichen Effekte wurden Daten aus dem Gebäudeprogramm der Jahre 2021 bis 2023 ausgewertet. Diese wurden durch Daten aus externen Quellen ergänzt, darunter der Baupreisindex des Bundesamts für Statistik, aktuelle GEAK-Kostendaten sowie Schadenskostensätze für CO₂- und Feinstaubemissionen. In der Studie werden sowohl die direkten Investitionen als auch die Unterhaltskosten über die Lebensdauer der Massnahmen berücksichtigt und den jeweiligen Referenzszenarien gegenübergestellt.