08. Feb 2022
Was anfangs utopisch schien, wird heute in Städten und Ballungszentren zelebriert: Begrünte Dach- und Balkonanlagen, die zu jeder Jahreszeit blühen und Insekten als Lebensraum und Nahrungsquelle dienen. In Kombination mit einer Solarenergieanlage werden diese Dachflächen zu einem doppelt nachhaltigen Stromkraftwerk. Wie gelingt die Kombination von begrünter Dachlandschaft mit Photovoltaik?
Ein Gastbeitrag von Daniela Schwitter, Gebäudehülle Schweiz
Wer sein Flachdach nicht nur als Raum für Biodiversität, sondern auch als CO2-neutrales Stromkraftwerk nutzen möchte, dem sei die Kombination von Dachbegrünung und Photovoltaik empfohlen. Eine begrünte, mit Solarelementen ergänzte Lösung ist doppelt nachhaltig: Insekten profitieren von einem ganzjährigen Nahrungsangebot und Menschen von einer sauberen, autarken Stromquelle.
Während sich ein herkömmliches Flachdach im Sommer schon mal auf 80°Celsius aufheizen kann, steigt die Temperatur begrünter Dächer kaum über 35°Celsius. Expertisen haben gezeigt, dass der Leistungsgrad einer PV-Anlage mit zunehmender Temperatur zu sinken beginnt. Eine Solaranlage mit Dachbegrünung ist also um ein Vielfaches effizienter als jene ohne Dachbegrünung. Folglich produzieren Solaranlagen auf begrünten Flächen merklich mehr Strom.
Hersteller von Solarpanels wissen um die Synergien von begrünten Solaranlagen und tragen diesem Umstand vermehrt Rechnung. So steht eine breite Palette an Produkten zur Verfügung, die sich besonders für begrünte Dachflächen eignen. Beispiele dafür sind Auflastsysteme, die das Pflanzensubstrat als Beschwerung nutzen und Drainage und Wasserspeichersysteme bereits beinhalten.
Begrünte Dachanlagen können sich mittels Intensiv-Dachbegrünung zu individuellen Ökosystemen entwickeln. Sie reduzieren die Hitze, binden Feinstaub und tragen zu einem besseren Raumklima bei. Zudem können Bereiche der begrünten Flächen als Terrassen eine Erholungszone für Menschen bieten. Intensive Dachbegrünungen erfordern einen etwas höheren Pflegeaufwand als extensive Begrünungen. Ob eine extensive Begrünung mittels Substrate oder eine intensive Begrünung mittels Aufbau einer Erdschicht, für jede Jahreszeit und Wuchshöhe steht eine breite Palette an Gräsern und Sträuchern zur Verfügung.
Begrünte Dachflächen in Kombination mit Solarenergieanlagen helfen mit, das Netto-Null-Ziel zu erreichen. Solarenergieanlagen reduzieren mit ihrem Solarertrag den CO2-Ausstoss, während das begrünte Dach CO2 bindet. Das Klima wird damit gleich doppelt entlastet. Dank der Fördergelder von Bund und Kantonen erhalten Eigenheimbesitzer aktuell einen Grossteil ihrer Auslagen rückerstattet. Das freut Umwelt und Portemonnaie!
Die Verbände Gebäudehülle Schweiz, Holzbau Schweiz, JardinSuisse, Schweizerische Fachvereinigung Gebäudebegrünung, suissetec und Swissolar haben gemeinsam den Ratgeber «Dachbegrünung und Solarenergieanlagen» verfasst. Darin finden Planer und Ausführende eine Zusammenfassung der wichtigsten Punkte rund um Planung und Installation von Solarenergieanlagen auf begrünten Dächern. Gespickt mit zahlreichen Verlinkungen zu Normen und Merkblättern beantwortet das Dokument die drängendsten Fragen zum Thema.