15. Nov 2021

«Das Engagement der Baufachleute ist zentral, um die Schweizer Gebäude effizienter zu machen»

«Das Engagement der Baufachleute ist zentral, um die Schweizer Gebäude effizienter zu machen»

Der Bundesrat hat kürzlich die Eckwerte für eine neue Klimapolitik festgelegt. Statt neuer Abgaben und Vorschriften rücken stärkere Anreize ins Zentrum der geplanten Vorlage. Daniel Büchel, Vizedirektor des Bundesamts für Energie, erklärt im Interview, wie Verbände wie Bauenschweiz dazu beitragen können, die klimapolitischen Ziele der Schweiz im Gebäudebereich zu erreichen.

Herr Büchel, die Ablehnung des CO2-Gesetzes im Juni hat zur Folge, dass ab 2022 auf Bundesebene keine Obergrenze für den CO2-Ausstoss von Gebäuden eingeführt wird. Fehlen nun in Zukunft die griffigen Instrumente, um den sanierungsbedürftigen Schweizer Gebäudepark zu erneuern?

Auch wenn es auf Bundesebene nun keine gesetzlichen Vorgaben gibt, haben wir doch mit den Mustervorschriften der Kantone im Energiebereich (MuKEn) griffige Vorschriften. 11 Kantone haben diese bisher ganz oder teilweise in ihre Energiegesetze überführt. Weitere Kantone sind dran, ihre Energiegesetze anzupassen. Zudem haben wir mit dem Gebäudeprogramm von Bund und Kantonen ein sehr attraktives Förderinstrument. Dieses läuft auf Basis des aktuellen CO2-Gesetzes so weiter wie bisher und konnte kürzlich gerade eine rekordhohe Nachfrage nach den Fördermitteln bekannt geben. Im September hat der Bundesrat zudem die Eckwerte für eine neue Klimapolitik festgelegt. Voraussichtlich wird mit der neuen Vorlage ein Instrument kommen, das insbesondere beim Ersatz einer fossilen Heizung durch ein erneuerbares System weitere finanzielle Anreize schafft.

Trotzdem ist die Sanierungsquote nach wie vor sehr tief. Wie könnte diese gesteigert werden?

Wir müssen die Informationen und die Vorteile von energetischen Sanierungen noch weiter bekannt machen. Denn nach einer Sanierung steigt ja nicht nur die Lebensqualität in einer Immobilie. Die Eigentümerin oder der Eigentümer leistet auch einen Beitrag zum Klimaschutz, weil der CO2-Ausstoss und der Energieverbrauch sinken. Die Sanierungskosten können weiter von den Steuern abgezogen werden und Kostenanalysen zeigen, dass Heizsysteme mit erneuerbaren Energien über die ganze Lebensdauer meist günstiger sind.

Verbände wie Bauenschweiz sind für uns unverzichtbare Partner, um diese Botschaften direkt zu den Eigentümerinnen und Eigentümern von Immobilien zu bringen. Oftmals sind es genau diese Fachleute, welche als erste mit bau- oder sanierungswilligen Personen in Kontakt kommen. Dann ist es zentral, dass sie im Rahmen ihrer Tätigkeiten die Bauherrschaften kompetent beraten und aufzeigen, wie man möglichst umweltschonend bauen kann. Die Fachleute sollten die damit verbundenen Vorteile aufzeigen und über die Fördermöglichkeiten, bspw. über das Gebäudeprogramm, Auskunft geben können.

Das Ziel, den Energieverbrauch des Gebäudeparks bis 2050 um die Hälfte auf 55 Terawattstunden zu senken und ihn CO2-neutral zu machen, ist also weiterhin erreichbar?

Natürlich hätte die Obergrenze für den CO2-Ausstoss von Gebäuden den Weg dorthin erleichtert. Jetzt ist das freiwillige Engagement umso wichtiger. Auch ohne verpflichtende Vorschriften sollten Baufachleute wenn immer möglich den Bauherrschaften empfehlen, Neubauten fossilfrei zu planen und zu bauen. Bei bestehenden Bauten sollten sie energetische Sanierungen und beim Heizungsersatz den Wechsel zu einem fossilfreien System empfehlen. Gerade im Gebäudebereich mit seinen langen Erneuerungszyklen von 20 bis 25 Jahren ist es wichtig, jetzt nicht weiter zuzuwarten. So haben es die heute tätigen Baufachleute massgebend in den Händen, dass wir die CO2-Ziele im Gebäudebereich bis 2050 erreichen.

Mehr erfahren über die Eckwerte für eine neue Klimapolitik des Bundesrates