24. Jan 2023

Bauenschweiz im Fokus: Vorstand Lionel Lathion

In unserer neuen Serie «Bauenschweiz im Fokus» erfahren Sie ab sofort mehr über unseren Verband. Heute stellen wir Ihnen unser Vorstandsmitglied Lionel Lathion vor. Er ist Präsident der Stammgruppe Produktion und Handel.

Lionel Lathion

1. Warum engagierst du dich für die Bauwirtschaft?

Ich bin seit über 20 Jahren in der Bauwirtschaft tätig. In dieser ganzen Zeit war ich immer fasziniert davon, wie unsere Branche die technischen Herausforderungen beim Bau von Infrastrukturanlagen und Gebäuden meistert, die so unabdingbar für unsere Lebensqualität sind. Von den Staumauern und Kraftwerken, die uns allen lebensnotwendige Energie liefern, über die Strassen und Brücken, die uns so grundlegend miteinander verbinden, bis hin zu den Gebäuden, die unsere Institutionen und Haushalte beherbergen, sind diese Herausforderungen enorm. Ganz zu schweigen von den Herausforderungen bei der Herstellung und Lieferung von den jährlich 68 Millionen Tonnen Baumaterialien, ohne die nichts von alldem möglich wäre.

Genauso gross wie diese Faszination ist aber auch mein Unverständnis, was die Entwicklung der öffentlichen Meinung zu unserer Branche in den letzten Jahren betrifft und die aufgrund von Überregulierung zunehmenden Schwierigkeiten, Grossprojekte durchzuführen. Um akzeptable Rahmenbedingungen aufrechtzuerhalten, muss die Bauwirtschaft sich bei den politischen Instanzen und in der breiten Öffentlichkeit Gehör verschaffen. Das ist einer der Hauptgründe für mein Engagement in Verbänden.

2. Welches sind aus deiner Sicht die zentralen Herausforderungen und Chancen der Branche?

Wie bereits gesagt ist es das «Core Business» unserer Branche, die technischen Herausforderungen des Baus zu meistern. Nach wie vor wird ihr das auch gelingen. Die kritischste Herausforderung für unsere Branche liegt eher im Verwaltungsbereich. Durch die ständig zunehmende Regulierungsdichte und die wachsende Komplexität der rechtlichen Rahmenbedingungen werden Prozesse immer schwerfälliger und langsamer. Infolgedessen wird es immer schwieriger, Projekte durchzuführen, an denen unsere Gesellschaft erheblichen Bedarf hat. Gleichzeitig wird das Klagerecht immer öfter durch Einzelinteressen unterlaufen, was sich zulasten des Allgemeinwohls auswirkt.

Stellenweise ist die Situation so absurd geworden, dass mittlerweile auch schon in der breiten Öffentlichkeit und der Politik Anstoss daran genommen wird. Ich glaube, darin liegt eine Chance für unsere Branche, an der Debatte mitzuwirken und eine gute Portion Pragmatismus in den Diskurs zurückzubringen, die viel zu oft von Emotionalität und mangelndem Realismus beherrscht wird.

3. Ein Thema, das die Branche zur Zeit beschäftigt, ist die Energieversorgung und damit die steigenden Preise. Wie erlebst du das und welche Lösungsansätze siehst du?

Wie für jedes technische Problem gibt es auch hierfür Lösungen. Nichtsdestotrotz ist es für unsere Branche wichtig, sich auf ein Mindestmass an Berechenbarkeit und günstige Rahmenbedingungen verlassen zu können. Im Rahmen der Energieversorgung hat bauenschweiz an dem runden Tisch teilgenommen, der im September 2022 vom Bundesrat organisiert wurde. Ich begrüsse diese Initiative der Bundesverwaltung, bedaure aber, dass wir auch fünf Monate später immer noch keine Antwort auf unsere Vorschläge erhalten haben. Diesen Winter kann eine Knappheit sicherlich vermieden werden, aber uns fehlt die Möglichkeit, uns auf die nächste Krise vorzubereiten.

Die Auswirkungen auf die Preise sind real, vor allem für Unternehmen, die Baumaterialien produzieren oder verarbeiten, weil diese Tätigkeiten sehr energieintensiv sind. Wir verlangen keine Subventionen, wie die EU sie eingesetzt hat, erwarten aber von der Politik, die schweizerischen Unternehmen zu unterstützen, indem sie regulatorische und bürokratische Engpässe abbaut, um unsere Wettbewerbsfähigkeit gegenüber unseren ausländischen Konkurrenten zu erhalten.

Zur Person

Lionel Lathion ist Präsident des Verwaltungsrates der Lathion Group SA, eines Familienunternehmens, das in der Kiesproduktion, im Recycling und im Transport tätig ist. Ausserdem ist er Präsident des Fachverbands der Schweizerischen Kies- und Betonindustrie, Präsident der Konferenz Steine und Erden, Vizepräsident von Betonsuisse und Vizepräsident des Dachverbands Bauenschweiz. Er ist Diplom-Ingenieur der ETH Zürich und hält eine HEC-Lizenz der Universität Genf.