15. Nov 2021

BauPV: Die global eindeutige Identifikation von Bauprodukten

BauPV: Die global eindeutige Identifikation von Bauprodukten

Bei der Überarbeitung der Bauprodukteverordnung auf europäischer Stufe wird diskutiert, die Informationspflichten über ein Produkt auszuweiten. Es sollen hier vor allem die Rückverfolgbarkeit, Nachhaltigkeitsaspekte (z.B. CO2-Bindung, Rezyklierbarkeit, usw.) und andere qualitative Merkmale adressiert werden. Die eindeutige Kennzeichnung von Bauprodukten wird diese Entwicklung wesentlich vereinfachen. Damit können die Produkt-Daten den Akteuren über die gesamte Lebensdauer einer Immobilie zur Verfügung gestellt werden.

Ein Gedankenanstoss von Hans R. Hauri

In der Konsumgüter- und Pharmaindustrie sind diese Kennzeichnungen bereits seit vielen Jahren eingeführt. Jeder Konsument kann über den Barcode auf einem Artikel erfahren, wer beispielsweise der Hersteller des Artikels ist und welche Allergene dieser Artikel beinhaltet. Das Kennzeichnungssystem wird vom Wirtschaftsverband GS1 entwickelt und basiert auf drei Pfeilern:

Identify: ein Produkt wird durch einen von 23 verfügbaren Identifikationsschlüssel eindeutig identifiziert, z.B. durch eine Global Trade Item Number (GTIN) für Handelswaren oder eine Global Individual Asset Identifier für Anlagegüter.

Capture: Das Produkt wird mit einem maschinen-lesbaren Datenträger wie einem Barcode, einem Datenmatrix oder einem Radio-Frequency Identification (RFID) tag gekennzeichnet.

Share: Die öffentlich zugänglichen Informationen werden über GS1 Datenstrukturen zwischen allen Akteuren geteilt wie z.B. einer Datenbank zur Erfassung von Stammdaten (GDSN oder Trustbox), einem System zur automatischen Bestellabwicklung (EDI) oder Electronic Product Code Information Services (EPCIS) welches über Ereignis-Protokolle die Rückverfolgbarkeit von Gütern sicherstellt. Natürlich können Hersteller, Besteller, Betreiber, usw. diese Informationen mit nicht-öffentlich zugänglichen Informationen ergänzen (bspw. Lagerbestände, Einkaufspreise, etc.).

Die Identifikationen der Materialien eines Gebäudes können, wie beispielsweise Madaster vorschlägt, in einem Gebäudepass zusammengefasst werden. Durch das maschinen-lesbare Erfassen der Bauprodukte können nicht nur die Planungs- und Konzeptschritte bereits mit Produkt-Daten verknüpft werden, sondern es erlaubt in der nachgestellten Erstellungsphase die transparente Erfassung der während der Logistik- und Transportprozesse geleisteten Mengen-Lieferung in der erwarteten Qualität und zum richtigen Zeitpunkt. Während der Nutzungsphase werden Nachbestellungen oder Reparaturen wesentlich vereinfacht, da Wartungsarbeiten und Nachbestellungen elektronisch erfasst und ausgelöst werden. Eine der nachhaltigsten Aspekte der Digitalisierung kommt am Ende der Nutzungsphase zum Tragen, wo die gekennzeichneten Artikel entsprechend ihrer Herkunft und ihrer Zusammensetzung wertstoffgerecht weiterverwendet, wiederverwendet, repariert oder rezykliert werden können.

Die Einführung der eindeutigen Identifikation von Bauprodukten ist ein wichtiger Schritt in der Digitalisierung der Immobilienbranche. Der Zeitpunkt ist gekommen, dass sich die Firmen und Verbände mit diesem Thema auseinandersetzen.