27. Apr 2022

Raumplanung im Untergrund geht uns alle an

Mit dem Ausbau des Bahnhofs Bern und der unterirdischen Einführung des Regionalverkehrs Bern- Solothurn (RBS) unter dem SBB Bahnhof und dem neuen PostPark wird die Drehscheibe des zweitgrössten Bahnhofs der Schweiz weiter aufgewertet. Mit dem unterirdischen Logistik-projekt Cargo Sous Terrain (CST) sollen zukünftig Güter losgelöst von oberirdischen Verkehrs-wegen transportiert werden können, vorerst von Härkingen (SO) nach Zürich.

Beiden Projekten ist eins gemeinsam: Die Nutzung des Untergrunds. Im Gegensatz zu Projekten über dem Boden sind die Verfahrensabläufe für grenzüberschreitende Bewilligungen oft zu wenig koordiniert und werden zu spät berücksichtigt, um den Zielen der Raumplanung gerecht werden zu können. Der Grundsatz des haushälterischen Umgangs mit dem Boden gilt auch für die Ressource Untergrund. Es ist absehbar, dass die raumplanerische Strategie der Innenverdichtung den Druck auf Nutzungen im Untergrund zunehmen werden.

Diese Erkenntnisse sowie langjährige Erfahrungen mit der Projektierung und dem Bau der Glatttalbahn in den Jahren 1998 bis 2010 haben eine Gruppe von Fachleuten motiviert, sich vertiefter mit Fragen der Koordination von Nutzungen im Untergrund zu befassen.

Auf politischer Ebene sind im Bundesparlament die bestehenden Probleme und die daraus entstehenden Konflikte schon vor Jahren erkannt worden. Das führte zu etlichen Vorstössen wie einem Postulat von NR Rudolf Rechsteiner zu «multifunktionaler Nutzung von Hauptverkehrsinfrastrukturen» (2008), einer Motion von NR Felix Gutzwiller zum Thema «Im Untergrund herrscht Chaos» (2009), einer Motion von NR Kathy Riklin zur «Regelung der nachhaltigen Nutzung des Untergrunds» (2011) und einem Postulat von NR Karl Vogler zur «Besseren Koordination zwischen Raum- und Verkehrsplanung» (2015).

Im Herbst 2015 ist der «Fachkreis Nutzung des Untergrunds» (FNU) durch Alexander Ruch, Andreas Flury und Peter Gresch gegründet worden. Mittels regelmässigen Workshops, unter Einbezug weiterer Fachpersonen, hat sich der FNU in den vergangenen Jahren als nationale Platt-form für die Raumplanung im Untergrund etabliert. Der zwischenzeitlich auf rund 20 Personen gewachsene Fachkreis setzt sich aus Ingenieuren, Geologen, Architekten/Städtebauern, Raumplanern und Juristen zusammen. Zudem sind zahlreiche Verbindungen zu nationalen und internationalen Fachvereinigungen geschaffen worden.

Weitere Mitglieder sind an der Thematik interessierte Fachleute, aber auch Körperschaften und Amtsstellen von Bund und Kantonen oder Unternehmen. Zurzeit stehen zwei Themen im Vordergrund: Die Wissensvermittlung im Rahmen des Masterstudienganges Raumplanung (MAS) an der ETH Zürich und die Erarbeitung eines Handbuches zum Thema «Planung der Nut-zungen im Untergrund».

Im Hinblick auf die Stärkung des raumplanerischen Wissens, den effizienten Einsatz von Planungsinstrumenten für die unterschiedlichen Nutzungsansprüche im Untergrund und deren Verfahren sowie für die Förderung des Wissens über die Abhängigkeiten zwischen Nutzungen im Untergrund und solchen über Boden ist am 25. März 2022 in Zürich der Verein «Fachkreis Raumplanung im Untergrund» (FRU) gegründet worden. Der Gründungsakt wurde durch ein fundiertes Gastreferat von NR Kurt Fluri umrahmt. Fluri betonte insbesondere die Bedeutung der Koordinationspflicht und der Nutzungsabstimmung, welche auch für die Raumplanung im Untergrund eine zentrale Rolle spielen. Im Weiteren nahm Fluri Bezug auf "Cargo Sous Terrain" (CST) sowie "metroswiss", beides hochspannende Projekte mit komplexen Herausforderungen sowohl für den Untergrund als auch an den Schnittstellen zum oberirdischen Lebensraum. Im Fazit kommt Fluri zum Schluss, dass der Vereinszweck aktuell und hoch willkommen sei.

Der neu gewählte Vorstand setzt sich aus folgenden Personen zusammen: Andreas Flury (Präsident), Judith Rütsche (Vizepräsidentin), Meinrad Huser, Alexander Ruch und Roland Tremp.