22. Mai 2023

Die Nachhaltigkeit von Gebäuden umfassend betrachten

Dass Gebäude eine starke Wirkung auf den Klimaschutz haben, ist hinlänglich bekannt. In der politischen Diskussion darüber, wie der Gebäudepark konkret einen Beitrag leisten soll, fehlt indes nicht selten der Weitblick. Fokussiert wird auf einzelne Bauteile und Produkte, gefördert werden punktuelle Massnahmen.

Eine sachgerechte Evaluation der Umweltbelastung eines Bauwerks zur Ableitung von wirkungsvollen Massnahmen erfordert indes eine umfassende Betrachtung über den ganzen Lebenszyklus im Rahmen aller Nachhaltigkeitsdimensionen.

Acht Phasen…

Die Norm SIA 112 «Modell Bauplanung» gliedert den ganzen Lebenszyklus eines Bauwerks in sechs Phasen. Damit deckt sie die zeitliche Dimension von der strategischen Planung bis zur Bewirtschaftung ab:

1. Strategische Planung

2. Vorstudien

3. Projektierung

4. Ausschreibung

5. Realisierung

6. Bewirtschaftung


Eine umfassende, lebenszyklusbasierte Betrachtung zieht noch zwei weitere Phasen hinzu:

7. Umbau/Abriss

8. Wiederverwertung von Baustoffen/Entsorgung


Erst entlang dieser Phasen wird eine präzise Analyse der Umweltwirkung eines Bauwerks möglich und das Potenzial für Verbesserungen kann umfassend erfasst werden. Eine gesamthaft, bauwerk- und lebenszyklusbasierte Betrachtung berücksichtigt dabei alle drei Nachhaltigkeitsdimensionen.

…und drei Dimensionen

Die Analyse sollte sich darauf beziehen, wie ökologisch, sozial und ökonomisch nachhaltig ein Bauwerk ist. Dabei werden verschiedene Faktoren berücksichtigt, die in den verschiedenen Phasen des Lebenszyklus eine Rolle spielen.

In der Planungsphase können beispielsweise umweltfreundliche und rezyklierbare Baumaterialien, innovative Technologien oder effiziente Bauweisen wie z.B. die thermische Bauteilaktivierung eingesetzt werden, um den Energiebedarf des Gebäudes zu reduzieren und den Einsatz von Ressourcen zu minimieren. Auch eine optimierte Gebäudeform und die Einbindung erneuerbarer Energiequellen können die Nachhaltigkeit des Gebäudes verbessern.

Während der Bau- und Nutzungsphase können Energieeffizienzmassnahmen wie beispielsweise die Nutzung von erneuerbaren Energien und die Installation von Wärmedämmungen dazu beitragen, den Energieverbrauch zu reduzieren und somit die Umweltbelastung zu minimieren. Hier gilt es den Fokus stets auf das gesamte Bauwerk zu legen und sich gegenseitig unterstützende Systeme einzusetzen. Eine gute Instandhaltung und Wartung des Gebäudes kann schliesslich die Lebensdauer des Gebäudes verlängern und den Bedarf an Neubauten reduzieren.

In der Umbauphase kann eine Umnutzung des Gebäudes in Erwägung gezogen werden, um Ressourcen zu sparen und den ökonomischen Wert des Gebäudes zu erhöhen. Am Ende des Lebenszyklus eines Gebäudes sollte eine nachhaltige Entsorgung erfolgen, bei der möglichst viele Materialien wiederverwertet bzw. rezykliert werden. Auch der Rückbau des Gebäudes kann so erfolgen, dass möglichst viele Materialien wiederverwendet werden können.

Die Betrachtung des gesamten Lebenszyklus eines Bauwerks beinhaltet alle Phasen von der Planung über den Bau und die Nutzung bis hin zum Rückbau und der Entsorgung. Diese kann dazu beitragen, die Umweltbelastung zu minimieren, die Kosten zu senken und gleichzeitig eine gesunde und nachhaltige Umgebung für die Menschen zu schaffen, die das Gebäude nutzen. Wer eine starke Wirkung der Gebäude auf den Klimaschutz wünscht, kommt nicht darum herum diesen umfassenden Ansatz zu wählen.