09. Jan 2025

Nein zur Umwelt­ver­antwor­tungs­initiative

Am 9. Februar 2025 stimmt die Schweiz über die Volksinitiative «Für eine verantwortungsvolle Wirtschaft innerhalb der planetaren Grenzen» ab. Der Bundesrat und das Parlament lehnen die Initiative ab, so auch Bauenschweiz.

Die Bauwirtschaft sagt NEIN zur Umweltverantwortungsinitiative

Was will die Initiative?

Die Initiative der Jungen Grünen fordert:

Wirtschaftliche Tätigkeiten dürfen nur so viele Ressourcen verbrauchen und Schadstoffe freisetzen, dass die natürlichen Lebensgrundlagen erhalten bleiben. Dies betrifft die Bereiche Klimaveränderung, Biodiversitätsverlust, Wasserverbrauch, Bodennutzung sowie Stickstoff- und Phosphoreintrag. Die Umsetzungsfrist beträgt 10 Jahre. Danach darf die durch den Konsum in der Schweiz verursachte Umweltbelastung die planetaren Grenzen nicht mehr überschreiten. Sowohl im Inland als auch im Ausland soll die Sozialverträglichkeit berücksichtigt werden.

Entwicklung der Gesamtumweltbelastung 

Gesamtumweltbelastung

Quelle: Treeze GmbH & EBP Schweiz AG. (2022). Umwelt-Fussabdrücke der Schweiz: Entwicklung zwischen 2000 und 2018. Im Auftrag des Bundesamtes für Umwelt (BAFU).

Was wären die Konsequenzen?

Staatliche Eingriffe, die die Gesellschaft und Unternehmen treffen

Das in der Initiative geforderte Ziel ist äusserst ambitioniert und der Zeitrahmen zur Umsetzung sehr knapp. Um die Forderungen umzusetzen, müssten der Bund und die Kantone strikte Regulierungen und Lenkungsmassnahmen einführen, das heisst mehr Vorschriften, Verbote und Abgaben. Davon wären alle Privatpersonen und Unternehmen in der Schweiz betroffen, auch die Bauwirtschaft. Denn bei einer Annahme der Initiative müsste die Produktion von Baumaterial womöglich stark eingeschränkt werden, was nicht nur Arbeitsplätze und Industrien in der Produktion gefährden würde, sondern auch die Versorgungssicherheit mit Baumaterial insgesamt. Ausserdem wäre die gesamte Bauwirtschaft von höheren Kosten und begrenzter Bautätigkeit betroffen. 

Massive Konsumreduktion, die zu Wohlstandsverlusten führt

Der Bundesrat warnt vor den Auswirkungen, die eine Annahme der Initiative zur Folge hätte. Damit sich die Schweiz innerhalb der planetaren Grenzen bewegen würde, wären besonders in den Bereichen Wohnen, Mobilität und Ernährung grosse Verzichte nötig, um den Ressourcenverbrauch und die Schadstoffe so schnell und so drastisch zu reduzieren, wie es die Initiative vorsieht. Mit der Konsumreduktion würden ein Rückgang der Wirtschaftsleistung und Wohlstandsverluste einhergehen.

Hohe Kosten, k(l)eine Wirkung

Selbst wenn die Schweiz die Forderungen der Initiative unter enormen Anstrengungen, erheblichen Kosten und weitreichenden Verzichten umsetzen könnte, bliebe die globale Wirkung minimal. Es stellt sich die Frage, ob die Schweiz als führender Bildungs- und Forschungsstandort nicht einen wirkungsvolleren Beitrag für den Planeten leisten kann, indem sie Innovationen und nachhaltige Technologien vorantreibt, anstatt sich durch Konsumverzicht und Wohlstandsverluste selbst zu schaden.

Wie positioniert sich die Bauwirtschaft? 

Ja zu Nachhaltigkeit

Die Schweizer Bauwirtschaft bekennt sich zur Nachhaltigkeit. In unserem Positionspapier «Nachhaltiges Bauen und Bewirtschaften» erläutern wir, wie sich die Branche gemeinsam dafür einsetzt. Die Bauwirtschaft unterstützt u.a. Massnahmen und Ziele um

  • das Netto-Null-Ziel bis 2050 zu erreichen;
  • die Kreislaufwirtschaft zu fördern, um zirkulär und ressourcenschonend zu bauen;
  • möglichst energie- und emissionsarm zu bauen, bewirtschaften und Material zu produzieren;
  • den Gebäude- und Infrastrukturpark zu sanieren und energieeffizienter zu machen.

Die Bauwirtschaft hat gerade mit letzterem massgeblich zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen in der Schweiz beigetragen. Denn diese haben sich seit 1990 halbiert, trotz einer heute viel höheren Wertschöpfung. Auch bei den Baumaterialien und Bauverfahren gibt es stetig Verbesserungen.

Nein zur Initiative

Es ist unbestritten, dass die Schweiz, so wie alle hochentwickelten Staaten weltweit, einen zu hohen planetaren Fussabdruck aufweist. Die Schweiz hat sich bereits ambitionierte Ziele gesetzt, beispielsweise in den Bereichen Klima und Energie mit dem Netto-Null-Ziel und Ausbauzielen für die erneuerbaren Energien. Bauenschweiz unterstützte, wie auch das Schweizer Stimmvolk, sowohl das Klima- und Innovationsgesetz (siehe Argumentarium) als auch das Stromgesetz (siehe Argumentarium), die diese Ziele festlegten.

Bevor noch grössere Ziele avisiert werden, gilt es die bereits beschlossenen gemeinsam zu erreichen. Ziele allein bringen nichts, sie müssen auch umgesetzt werden (können). Die vorliegende Initiative bietet keine realistische Lösung und geht viel zu weit, da sie nicht ohne gravierende wirtschaftliche Folgen und Eingriffe in die persönliche Freiheit umgesetzt werden kann. Aus diesen Gründen lehnt Bauenschweiz die Initiative ab.