22. Feb 2021
Christoph Schaer, Co-Präsident des Wirtschaftskomitees für das CO2-Gesetz und suissetec-Direktor beantwortet unsere Fragen rund um das CO2-Gesetz.
Das totalrevidierte CO2-Gesetz
bietet einerseits einen vernünftigen und bezahlbaren Massnahmenmix zur
Erreichung der Energie- und Klimaziele, und andererseits die seit langem
geforderten verlässlichen Rahmenbedingungen für alle Beteiligten - und damit Planungssicherheit,
wirtschaftliche Chancen und sichere Arbeitsplätze. Der Bundesrat, eine
überwiegende Mehrheit des Parlaments sowie des Gewerbes und der Wirtschaft
befürworten deshalb das Gesetz. Die Mitglieder unserer und vieler anderer
Verbände werden damit Teil der Lösung für eine grosse gesellschaftliche
Herausforderung und nutzen gleichzeitig die daraus entstehenden Chancen.
suissetec hat zusammen mit der
Wärme Initiative Schweiz (WIS) letztes Jahr aufgezeigt, mit welchen Massnahmen
und welcher Wirtschaftlichkeit die Energie- und Klimaziele der Schweiz erreicht
werden können. Die Resultate haben sowohl medial als auch politisch Aufsehen
erregt, denn sie zeigen, dass mit dem richtigen Massnahmenmix die Ziele innert
nützlicher Frist erreicht und finanziert werden können. Das neue CO2-Gesetz
spielt dabei eine Schlüsselrolle, denn es widerspiegelt genau den erwähnten
Massnahmenmix. Aus der Studie geht auch hervor, dass mit dem Umbau des
Energiesystems jährlich mindestens 1.5 Mia. zusätzliche Wertschöpfung in der
Schweiz bleiben. Geld, das bei der Schweizer Wirtschaft und beim Gewerbe
bleibt, anstatt in politisch instabile Regionen der Welt abzufliessen. Das revidierte
Gesetz nutzt bestehende Instrumente und baut sie punktuell aus. Damit können
die Massnahmen ohne zusätzliche
Bürokratie umgesetzt werden. Durch die schweizweit harmonisierende
Wirkung, erfolgt sogar eine Deregulierung
und damit ein Bürokratieabbau.
Das neue CO2-Gesetz ist zudem äusserst liberal, denn anders als alle bisherigen Vorschriften lässt es den
Unternehmen grösstmöglichen
Handlungsspielraum beim Erreichen der geforderten Zielwerte.
Bei suissetec hat das Engagement in eine CO2-neutrale Zukunft inzwischen eine lange Geschichte. Bereits 2008 hat der Verband eines der ersten Beratungstools für energetische Sanierungen von Gebäuden auf den Markt gebracht. Wohl etwas der Zeit voraus und heute hätte es mit CO2-Spiegel sogar den richtigen Namen. In der Zwischenzeit ist viel passiert: Neue Weiterbildungen und Berufsbilder sind entstanden und die erneuerbaren Energien sind auch in die Grundbildung eingeflossen (siehe auch www.suissetec.ch/klima). Gemeinsam hat die Baubranche 2014 auf Initiative von Doris Leuthard auch die «Charta der Schweizerischen Bauwirtschaft für die energetische Transformation des Gebäudeparks» unterzeichnet. Hausaufgaben haben wir aber alle noch bei der täglichen Umsetzung, denn jeder Heizungsersatz ohne Wechsel auf erneuerbare Energie und jede «Pinselrenovation» ist eine verpasste Chance – sowohl mit Blick auf die Klimaziele als auch aus unternehmerischer Sicht. Ansetzen können wir nämlich überall: die Lösungen sind da, funktionieren und sind bezahlbar.
Die energetische
Transformation des bestehenden Gebäudeparks innert nützlicher Frist ist schon
ganz ambitiös, mit Blick auf die viel zu tiefe Sanierungsrate, daher glaube ich
nicht, dass uns die Herausforderungen rasch ausgehen werden. Was aber sicher
auch sehr bald ein Thema sein wird, ist der Umgang mit Ressourcen im
Allgemeinen und mit Baumaterial im Speziellen. Was heute vermeintlich im
Überfluss vorhanden ist, wird vermutlich bald einmal zur Mangelware. Daher ist der
sparsame Umgang und die konsequente Wiederverwertung von Rohstoffen auch im Bau
eine grosse anstehende Aufgabe. Digitalisierung und Lifecycle-Modelle können
hier wesentliche Beiträge leisten.
Das neue Beschaffungsgesetz
hat die Zuschlagskriterien unter anderem auch im Bereich Nachhaltigkeit
geschärft, und das sowohl mit Blick auf die ökologische wie auch die
wirtschaftliche Nachhaltigkeit. Lebenszykluskosten und Effizienz der Systeme
sind damit Teil der leistungsbezogenen Zuschlagskriterien. Zusammen mit dem
Zuschlagskriterium «Qualität» gewinnt das vorteilhafteste Angebot deutlich an
Relevanz gegenüber dem wirtschaftlich günstigen Angebot.
Der grosse Zulauf zum Komitee «Schweizer Wirtschaft für das CO2-Gesetz» stimmt mich zuversichtlich, aber nicht übermütig. Grosse Teile der Wirtschaft haben verstanden, dass Nachhaltigkeit und CO2-Neutralität schon sehr bald selbstverständliche und integrale Bestandteile der Produkte und Dienstleistungen werden, um erfolgreich zu bleiben.
*suissetec ist Mitglied bei Bauenschweiz und engagiert sich im Wirtschaftskomitee für das CO2-Gesetz.