30. Nov 2020

Energie- und Klimapolitik: Die Bauwirtschaft geht voran

Die Schweiz hat sich im Einklang mit der internationalen Gemeinschaft ambitionierte Ziele in der Klima- und Energiepolitik gesetzt, die zu einer grundlegenden Umstellung unserer Energieversorgung in Rich-tung erneuerbare Energie und verbesserter Energieeffizienz führen sollen. Diese Transformation kann nur gelingen, wenn neben politischen Massnahmen auch technologische Durchbrüche in der Energiebe-reitstellung, -speicherung und -verwendung erzielt werden und wenn heute schon verfügbare Lösungen zügig umgesetzt werden. Eine Schlüsselrolle kommt dem Gebäudesektor zu, ist er doch verantwortlich für ca. 40% des Endenergieverbrauchs und Gebäude verursachen 25% der CO2-Emissionen in der Schweiz.

Autor: Dr. Peter Richner, Stellvertretender Direktor Empa

Trotz dieser hohen Zahlen darf festgestellt werden, dass die Transformation bereits in vollem Gange ist: Der Heizenergiebedarf pro m 2 Energiebezugsfläche hat im Wohnbereich seit 1990 um 39% abgenommen und der Anteil fossiler Energie für die Wärmebereitstellung ist um 19% gesunken. Selbstverständlich sind weitere Anstrengungen notwendig, um die gesetzten Ziele zu erreichen. Mit einem klugen Mix aus regulatorischen Vorgaben, Anreizsystemen und forschungsbasierten Innovationen kann die Grundlage geschaffen werden, die es der Bauwirtschaft ermöglichen wird, das Bauwerk Schweiz auf ein nachhaltiges Fundament zu stellen.

Damit bei der weiteren Transformation die effektivsten Massnahmen getroffen werden, ist es notwendig die Entscheide basierend auf einer Lebenszyklusbetrachtung zu treffen. Nur so können die Grundlagen für die Abwägung zwischen unterschiedlichen Lösungsvarianten wie Erneuerung versus Ersatzneubau inklusive Verdichtung geschaffen werden. Die Digitalisierung bietet hier grosse Chancen, weil dank ihr die für solche Entscheide notwendigen Daten bereitgestellt und die darin enthaltenen Informationen aufbereitet werden können. Sie erlaubt es auch, den Betrachtungshorizont über das einzelne Gebäude hinaus auf Quartiere zu erweitern und auf dieser Stufe die Gewinnung und Verwendung erneuerbarer Energie zu optimieren. Für eine zeitgerechte Umsetzung wäre es wünschenswert, wenn die Zusammenarbeit zwischen der Bauindustrie und den auf diesen Themen aktiven Forschungsinstitutionen intensiviert würde.

Die notwendige Transformation ist kein Selbstläufer sondern stellt uns vor grosse Herausforderungen. Gleichzeitig ist sie aber eine grosse Chance für die Bauindustrie: der potentielle Arbeitsvorrat reicht für Jahrzehnte und Firmen können sich mit innovativen Lösungen erfolgreich am Markt positionieren. Die Baubranche hat den ersten Schritt getan, jetzt müssen rasch die nächsten folgen.